Montag, 12. September 2011
Sonntag, 4. September 2011
Die Reize des Sommers
Heute könnte der letzte richtige Sommertag gewesen sein. Ich war noch ein bisschen unterwegs und habe beim Anblick der Mädchen und Frauen vor mich hin geträumt: vom Gefühl, sich in all den Sommerklamotten bewegen zu können...Aber die berühmten Konventionen verbieten es uns ja, das zu tragen, was wir möchten:-(
On the left...
“On the left, you can see…“ Als die Stimme unseres Reiseführers wieder einmal das Mikrofon erzittern ließ, schreckte ich auf meinem mehr schlecht als recht gefederten Sitz hoch. Gerade noch rechtzeitig, oder? Hoffentlich hatte niemand mitbekommen, dass ich schon wieder während dieser unglaublich drögen Sightseeingtour eingeschlafen war, besonders nicht…“Das darf doch nicht wahr sein, wie kann man hier nur einschlafen!“ zischte sie mir zu. „Du kannst es mir auch laut und deutlich sagen, dass Dir die Reise nicht gefällt!“ Eine Stimme, eiskalt trotz knapp 40 Grad im Schatten, laut und schneidend bis ins Mark, obwohl ich mir sicher war, dass außer mir niemand etwas von dieser Anklage gehört hatte. Ich streckte mich und drehte meinen Kopf langsam nach rechts, wo SIE saß: meine Freundin Michaela, mit der ich seit einer Woche auf Safari durch Südafrika unterwegs war. Aber von Freundin konnte in diesem Moment keine Rede sein, jeder ihrer Blicke schleuderte mir ein ganzes Bündel Messer und kübelweise Verachtung entgegen! „Sorry, Liebling, das muss die Hitze sein“, versuchte ich eine schwache Erklärung, aber sie hatte beschlossen, mich zu ignorieren: „Du kannst mir den Buckel runterrutschen, das ist ja wohl das Letzte!“ Demonstrativ drehte sie sich weg von mir und ließ mich allein, mitten unter 50 anderen Touristen, die mit uns in dem Bus saßen. Ich konnte es ihr ja schlecht sagen, aber sie hatte recht: es war grauenhaft langweilig hier, was hatte denn dieser Trip mit Safari und Wildnis zu tun?? Vorgeplante Routen, jeden Tag die gleichen Gesichter von morgens bis abends, die gleichen langweiligen Motive zum Fotografieren und Filmen, von Spannung und Abenteuer oder Wildnis keine Spur. Nicht einmal wilde Tiere gab es groß zu sehen, nur ein paar träge Wasserbüffel und Vögel, die beim kleinsten Geräusch auf und davon flogen. Das hatte ich mir ganz anders vorgestellt, als Michaela mit der Idee von der Reise angekommen war. Wir kannten uns ein knappes Jahr und wollten endlich mal gemeinsam etwas unternehmen, weil wir ja nie aus unserer Kleinstadt in Niedersachsen herauskamen. Und ganz nebenbei wollten wir unserer Beziehung wieder Schwung verleihen, denn schon nach einem Jahr war vieles Routine geworden, da tat Tapetenwechsel sicher gut. Doch jetzt diese durchorganisierte Tour ohne Chance auf individuelle Trips oder private Momente, und ich musste still halten, weil das Geld für die Reise zu einem guten Teil von Michaelas Eltern gekommen war. Es half nichts, ich machte gute und scheinbar interessierte Miene zum bösen Spiel und ließ den Schwall an Informationen durch unseren Guide über mich ergehen.
Das eisige Schweigen Michaelas würde irgendwann ein Ende nehmen, hoffte ich, die Landschaft war ja doch ganz nett anzusehen, und für tolle Eindrücke hatten Frauen doch einen Sinn. Aber weit gefehlt, die große Szene kam erst noch. Gegen 18 Uhr waren wir zurück im Hotel und gingen auf unser Zimmer, um uns für das Abendessen zurecht zu machen. Dabei beging ich den zweiten großen Fehler des Tages und einen, der womöglich mein ganzes Leben für immer verändert hat: vielleicht hätte mir Michaela alles nachgesehen, wenn ich ein brauchbarer Berater für die Abendgarderobe gewesen wäre. Sie stand vor dem Spiegel neben dem Bett, nur in Dessous und räkelte sich ziemlich verführerisch; Michaela, 28 Jahre alt, nicht spindeldürr und nicht mollig, kurze, schwarz gefärbte Haare, mit einer richtig hübschen Oberweite ausgestattet, war schon zum Anbeißen, und das wusste sie, gelegentlich war sie ein wenig selbstverliebt. Gerade als ich ihr endlich mal wieder ein Kompliment über ihr Aussehen machen wollte, kam die lusttötende Frage: „Duu, ich weiß nicht, was ich jetzt zum Abendessen anziehen soll, kannst Du mir mal helfen?“ Bong, bitte nicht! Da konnte ich doch nur falsch liegen! Ich schaute gequält vom Bett auf, auf dessen Kante ich saß, was hatte sie denn im Angebot? Aha, den knallroten Hosenanzug und das getupfte Sommerkleid, dazu ihre Riemchenpumps in schwarz. Beides ganz hübsch, aber was sollte ich denn jetzt sagen? Woher sollte ich wissen, was sie gerade dachte? Also sagte ich natürlich genau das Falsche: „Liebling, beides steht Dir doch gut, das kannst Du viel besser entscheiden als ich.“ Sofort verzog sich ihre Miene: „Du bist heute zum Kotzen, kannst mir auch alles vermiesen! Ich nehme das Kleid, los, zieh Dich an, wir gehen zum Essen!“ Ohne ein weiteres Wort verschwand sie mit dem Kleid im Bad, ich zog kopfschüttelnd meinen leichten Leinenanzug an – versteh einer die Frauen! Wir fuhren mit dem Aufzug hinunter ins Erdgeschoss und liefen zur Veranda, wo das Dinner serviert wurde. Michaela blieb immer absichtlich 1-2 Schritte vor oder neben her, damit man auch ja die Distanz bemerkte, die zwischen uns herrschte. Jeder halbwegs gut aussehende Mann wurde angestrahlt, sie genoss die Blicke auf ihre langen Beine, die unter dem kurzen Kleid bestens zu sehen waren, hätte ich mich dagegen nur kurz nach einer anderen Frau umgedreht (und ein paar Schönheiten waren auf der Reise schon dabei…), hätte sie mir wahrscheinlich eine geknallt. Ohne ein Wort zu wechseln, verspeisten wir die verschiedenen Gänge, genauso wortlos verließen wir die Veranda wieder, um ins Zimmer zurück zu kehren. Michaela hatte die Schlüssel in ihrer Handtasche und lief zum Zimmer vor, um aufzusperren. Ich dachte mir nichts dabei und schlenderte hinterher, doch gerade als ich noch drei Schritte von der Tür entfernt war, schlug sie sie zu und sperrte von ihnen ab. Was war denn das jetzt???? „Du kannst von mir aus schlafen, wo Du willst, aber heute Nacht kommst Du hier nicht rein, Du Idiot“, heulte mir Michaela dumpf entgegen. Ich fluchte und zeterte, aber keine Chance, ich kam nicht rein. Erschöpft lehnte ich mich irgendwann an die Wand und dachte nach, was ich jetzt machen konnte. Na ja, das Hotel war groß genug, erstmal würde ich schon ein Plätzchen zum Abschalten finden. Die Lobby mit der Bar schien passend zu sein, also nichts wie hin. Ich setzte mich an den Tresen und bestellte einen Whisky. Nicht schlecht, also warum nicht noch einen, war doch all inclusive. Mein Kopf wurde schwer, der Whisky hatte es in sich, aber das war mir an diesem Abend egal, gab ja nichts mehr zu tun. Ich ließ einfach alles an mir vorbeilaufen: da saß ich nun, Adrian, 29, hübsches Kerlchen mit einigermaßen austrainiertem Körper und rötlichen Haaren, die ich schon immer verflucht hatte, Elektrotechniker in guter Anstellung, und mit einer Freundin, die sich gerade die Augen ausheulte oder wahrscheinlich eine Voodoo-Puppe für mich modellierte, um Nadeln an meine empfindlichsten Stellen anzusetzen…Auch wenn mir nicht danach war, bei dem Gedanken musste ich grinsen. „Allein gelassen und dann noch grinsen? Na, Dir muss es ja gut gehen!“ Ich schrak hoch: neben mich hatte sich ein Mann gesetzt, den ich vom Sehen kannte, ein anderer Tourist aus unserer Gruppe. „Hi, ich bin Volker“, stellte er sich vor, er war schätzungsweise Anfang 40, groß und schlank, trug wie ich einen Leinenanzug und dunkle Schuhe, auf dem Kopf noch einen hellen Hut. Ein kleiner Womanizer, dachte ich bei mir. „Was ist? Geht Sie doch gar nichts an!“ grummelte ich.“ Schon mit reichlich schwerer Zunge, wie ich merkte. „Na komm, jeder aus der Gruppe hat heute gemerkt, was bei euch los ist, und jetzt hockst Du hier allein rum und grinst trotzdem, da darf man doch mal fragen.“ „Mmh…“ Ich hatte zwar eigentlich keine Lust, aber ein Gesprächspartner war eventuell doch nicht so verkehrt. Also quatschten wir ein bisschen und dabei stellte sich heraus, dass Volker allein unterwegs war, Abstand gewinnen von seiner Noch-Ehefrau, und sich genauso langweilte wie ich bei all den geplanten Events jeden Tag. „Dabei hat Südafrika so viele Geheimnisse zu bieten. Voodoo, Rituale, noch ganz unzivilisierte Menschen. Übrigens, ich hätte da heute nach was vor…“ „Was denn?“ „Ich habe mich mit unserem Guide unterhalten und er hat mir erzählt, er könnte mich zu einem Stamm draußen in der Steppe bringen, die noch ihre alten Zeremonien pflegen, da könnte ich mal echte Rituale sehen und nicht diese Show, die uns geboten wird. Hast Du nicht Lust, mitzukommen, das ist doch das Richtige für uns Mädels?“ Ich zögerte einen kurzen Moment, aber was wollte ich sonst machen: mich zusaufen und dann vor der Zimmertür pennen? Dann schon lieber mitgehen. „Ok, ich bin dabei“, antwortete ich. „Gut“, erklärte Volker, „dann in einer halben Stunde draußen bei den Kleinbussen.“ Er ging, weil er sich noch umziehen wollte, ich blieb am Tresen mit meinem fünften Whisky sitzen. Endlich mal was Aufregendes in diesem Urlaub! Das war es doch, was ich mir gewünscht hatte. Ich spürte schon eine gewisse Spannung, war ja schließlich so eine Art Ausbruch, und dass der Tag so enden würde, hatte ich mir ganz sicher nicht vorgestellt. Irgendetwas kam mir zwar komisch vor, und mein Kopf riet mir, vorsichtig zu sein, aber die Bedenken hatten keine Chance gegen die Vorfreude, endlich das richtige Afrika zu erleben. Kurz darauf machte ich mich auf den Weg zu den Fahrzeugen hinter dem Hotel, dort wartete Volker schon. Er hatte sich in Rangerklamotten geschmissen, richtig kitschig mit Safarihut und Peitsche, aber wenn das eine kleine Hausfrau aus der deutschen Provinz hier sah, machte der Aufzug bestimmt Eindruck. „Willst Du heute nacht noch eine Braut aufreißen?“ fragte ich ihn grinsend. „Afrika ist Afrika“, meinte er nur, „und schauen wir doch mal, was so passiert heute nacht…“ Ein komischer Satz, aber ich überlegte nicht groß, was er bedeuten sollte – mein Fehler!
Ein paar Minuten Smalltalk später tauchte unser Guide auf, der gegen ordentliches Trinkgeld eine Extratour mit uns machte, in seinem Englischkauderwelsch kündigte er etwas Unvergessliches an. Wir nahmen einen kleinen Jeep, quetschten uns hinein und verließen schnell den Ort, in dem unser Hotel stand. Schon kurz nach den letzten Häusern wurde die Piste schlechter, alles war finster, nur unser Fahrer schien sich bestens auszukennen, aber er gehörte auch zu dem Stamm, zu dem wir wollten, erklärte mir Volker. Wir holperten mit unserem Wagen über unbefestigte Wege, ich bildete mir ein, immer wieder Augen in der Dunkelheit aufblitzen zu sehen, ja, das war eine Reise, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Wir waren sicher fast eine Stunde unterwegs, als in einer Senke ein Feuer auftauchte, nach und nach konnte ich aus dem Auto heraus auch Hütten erkennen. „Das Dorf da ist unser Ziel“, rief mir Volker zu und ließ seine Peitsche durch die Luft knallen: „Willkommen in Afrika!“ Wir wurden langsamer und hielten schließlich am Rand des Dorfes. Nach dem Aussteigen begleitete uns unser Führer zur größten Hütte des Dorfes, die wir vorsichtig betraten. Wie im ganzen Dorf sah es auch in der Hütte aus wie in einem kitschigen Afrikafilm: Speere und Schilde an den Wänden, Felle auf dem Boden, und auf einem fellbehangenen Gestell thronte der Häuptling – das konnte niemand anders sein, mit all dem Schmuck im Gesicht und am Körper, dem Lendenschurz und dem Teil auf seinem Kopf, das fast an eine Krone erinnerte. Unser Begleiter stellte uns vor, der Häuptling nickte würdevoll und flüsterte ein paar Worte in seiner Stammessprache: gegen ein paar Rand dürften wir an den Zeremonien heute nacht teilnehmen, ließ er uns mitteilen. Meine Begeisterung ließ bei der Aussicht auf Ausgaben schon wieder nach, aber jetzt war ich da und musste eben mitmachen. Ich holte meinen Geldbeutel und drückte unserem Führer ein paar Scheine in die Hand. Der Häuptling schien zufrieden, zumindest schob er unser Geld bedächtig unter seinen Thron und erhob sich gemächlich. Er sprach nicht viel, stattdessen machte er uns Zeichen, wir sollten ihm folgen. Volker und ich gingen hinter ihm aus der Hütte, unser Begleiter kam als Letzter. Draußen hatte sich die Szenerie inzwischen verändert, das ganze Dorf hatte um das Feuer Stellung bezogen, Frauen, Männer und Kinder waren alle gekommen, scheinbar war es eine wichtige Zeremonie, bei der wir dabei sein durften. Sie waren alle nur leicht bekleidet, ein Lendenschurz, vielleicht noch irgendwas auf den Schultern, dazu so was wie Stammesschmuck, schätzte ich: durch die Nase und die Ohrläppchen waren schmale Holzstücke gebohrt. Der Häuptling trug natürlich die größten Stücke, er ging zu seinem Ehrenplatz auf der anderen Seite des Feuers, das mittlerweile ziemlich hoch loderte und eine höllische Hitze verbreitete, so dass ich die Jacke auszog und mein Hemd aufknöpfte. Wir kamen auf dem Weg zu unseren Plätzen an ein paar jungen, richtig hübschen Frauen vorbei, die ziemlich alles sehen ließen, was einen Mann so anmachen würde. Kein Vergleich zu Michaela, die konnte da einpacken, dachte ich bei mir. Die jungen Frauen kicherten bei meinem Anblick und deuteten verstohlen auf meine gut rasierte Brust. „Du machst ihren Männern glatt Konkurrenz mit der nackten Brust“, zwinkerte Volker mir zu. Nach einer Dreiviertelrunde kamen wir an unseren Plätzen an, gleich neben dem Sitz des Häuptlings lagen drei Felle aus. Das dritte hatte der Zauberer des Stammes belegt, ein altes, verschrumpeltes Männchen, das dauernd vor sich hin murmelte und mich ziemlich eindringlich betrachtete. Unser Guide stand hinter uns und übersetzte ab und zu, aber ziemlich schlampig, hatte ich den Eindruck. Er sagte, der Zauberer habe gesehen, dass eine Frau in mir wohne, die hinaus müsse – das bezog ich natürlich auf Michaela. War womöglich doch Zeit, mich von ihr zu trennen. Wir bekamen zu verstehen, dass die große Zeremonie jetzt beginnen würde, deshalb müssten wir jetzt ganz still sein.
Zunächst rissen mich die Darbietungen nicht gerade vom Hocker. Keulen schwingende Männer, die durch den Rand des Feuers hüpften und dazu laut brüllten, das war zwar echt und besser als auf unseren Touren, aber nichts so furchtbar Außergewöhnliches. Auch der Kult, bei dem ein Junge in Trance versetzt wurde, damit er nichts spüren konnte, wenn er ein weiteres spitzes Holzstück durch die Unterlippe gebohrt bekam, damit er zu einem Mann wurde, war interessant, aber nichts so Spektakuläres, lief alles schon im Fernsehen. Meine Gedanken waren in eine ganz andere Richtung gegangen: hatte ich nicht in einem Reiseführer gelesen, dass es hier Völker gab, die seltsame Rituale mit Jungen und Mädchen veranstalteten, die schon fast an Orgien grenzten und die die Persönlichkeit verändern konnten? Bei der Vorstellung spannte es in meiner Hose gewaltig, auch weil während der ganzen Reise mit Michaela nichts gelaufen war, sie war nicht in Stimmung, wie sie mich immer wieder wissen ließ. Aber da Zeuge zu sein, würde wohl ein unerfüllbarer Traum bleiben. Volker schien Gedanken lesen zu können, denn er meinte in diesem Moment zu mir: „Du langweilst Dich, was? Hab Geduld, unser Fahrer hat mir versprochen, wir würden etwas Einmaliges zu sehen bekommen, das kann dann ja nur besser werden.“ Ich hoffte es schwer. Erst einmal ließen wir verschiedene Stammestänze über uns ergehen, die zumindest dahin interessant waren, dass die Tänzer, Männer und Frauen gemischt, andeuteten, sich gegenseitig genüsslich ablecken zu wollen. War wenigstens ein hübscher Anblick. Dann zogen sich die Tänzer zurück, es wurde still rund um das Feuer. Der Schamane erhob sich von seinem Platz und trat vor das Feuer, um ein paar Worte hinein zu sprechen und ein Pulver darüber zu streuen. Es zischte und blitzte kurz auf, das brachte auch die letzten zum Schweigen. Links von uns teilte sich der Menschenkreis, ich sah zwei kräftige Männer eintreten, die etwas hinter sich herschleiften – nicht etwas, sondern jemanden! Es war eine wunderhübsche, völlig nackte junge Stammesfrau, an der mir sofort ihre Augen auffielen: ich konnte fast nur das Weiße des Augapfels erkennen, sie stand sicher unter irgendwelchen Drogen, die sie nicht merken ließen, was mit ihr passierte. Wahrscheinlich brachte die Hitze des Feuers sie halbwegs zur Besinnung, denn sie stand jetzt zwischen den beiden Kriegern einigermaßen auf ihren eigenen Füßen und schaute sich verwirrt um. Die Männer brachten sie zu einem Pfahl auf der anderen Seite des Feuers, an den das Mädchen gebunden wurde. Mir taten das Herz und vor allem mein bestes Stück weh, ich hatte mich sofort in sie verliebt und wollte sie befreien, wer weiß, was die mit ihr vorhatten! Aber bei meiner ersten Bewegung packte mich Volker an der Schulter und flüsterte mir zu: „Bleib ja sitzen, Du hast da gar nichts verloren. Das ist ein weiteres Verwandlungsritual, wir dürfen uns auf keinen Fall einmischen, sonst hat das fürchterliche Folgen!“ Ich beherrschte mich zähneknirschend und sah zu, wie der Zauberer auf sie zuging und ihr eine Flüssigkeit in den Mund tröpfelte. Auf dieses Zeichen hin nahmen auch alle anderen Anwesenden eine kleine Schale vom Boden auf und tranken, auch wir bekamen den Trank gereicht. Ich setzte an und schüttelte mich nach den ersten Tropfen, das schmeckte grauenhaft, schlimmer als Lebertran! Aber offensichtlich musste das so sein, denn jeder trank seine Schale vollkommen leer. Es war ein teuflisches Zeug, das sofort wirkte: mir wurde schummrig, alles begann sich zu drehen, und ich hörte Stimmen und Gelächter, obwohl ich mir sicher war, dass niemand ein Wort sagte. Auch das Ritual mit der jungen Frau verschwamm vor meinen Augen, es kam mir so vor, als würde der Alte eine Klinge ziehen und sich an dem Mädchen zu schaffen machen. Wahrscheinlich hatte noch nie jemand den Trank mit Whisky gemischt und die Folgen ausprobiert, denn während alle um mich herum jetzt einen merkwürdigen Singsang anstimmten und Volker einfach nur die Augen geschlossen hielt, konnte ich mich nicht mehr halten: ich stand auf und schwankte in Richtung des Pfahls. Die ersten Stammesmitglieder bemerkten mich erst, als es schon zu spät war, ich stand vor dem Zauberpriester und riss ihm das kleine Messer aus der Hand, das er gegen das Mädchen gerichtet hatte. Ein Aufschrei ging durch den Kreis, sofort stürzten sich die beiden Krieger auf mich und warfen mich zu Boden, sie nahmen mir das Messer ab und gaben es dem Alten zurück. Mir wurde übel von der Bewegung, ich konnte nur in Schatten erkennen, dass der Alte auf mich zukam und sich vor mich hinstellte. Ich glaubte schon, er würde mich jetzt einfach niederstechen, weil ich das Ritual gestört hatte – aber nein, er öffnete den kleinen Beutel, den er die ganze Zeit in der linken Hand gehalten hatte, holte Blätter und irgendeinen Staub heraus und ließ alles über mich rieseln, während er ein paar Sprüche und Formeln dazu aufsagte. Mir kam es vor, als würde ich in dem Augenblick, als die Teilchen auf mich fielen, aus meiner Haut fahren, doch mehr wusste ich nicht, denn gleich darauf wurde ich ohnmächtig…
Als ich wieder aufwachte, hatte ich einen mächtigen Brummschädel. Ich brachte die Augen kaum auf, so schwer waren sie noch nie gewesen, auch nicht nach dem schlimmsten Besäufnis. Als ich versuchte, den Kopf zu heben, streifte etwas Weiches an meinen Wangen entlang, was ich gar nicht zuordnen konnte. Ich erschrak und legte den Kopf erst einmal wieder ab. Dann eben im Liegen: mit Mühe klappte ich die Augenlider hoch und stellte fest, dass mir noch nie aufgefallen war, wie lange meine Wimpern waren, sie versperrten mir halb die Sicht. Langsam blickte ich um mich, es herrschte Dämmerlicht, aber ich konnte wenigstens erkennen, dass ich in einer Hütte lag, es musste irgendwo in dem Dorf sein, das ganze Zeug an den Wänden kam mir jedenfalls bekannt vor. Es roch nach Feuer und Pflanzen, die in einem Kessel kochten. Ich lag auf einem weichen Fell und fühlte mich, als hätte mich jemand erschlagen. Meine Arme und Beine fühlten sich wie Blei an, sie bewegten sich nur millimeterweise. Genauso ging es mir mit dem Kopf, wenn er nur ruckte, fühlte ich mich schwindelig. Aber schließlich schaffte ich es doch, ihn ein wenig anzuheben. Sofort rauschten diese komischen Fäden an mir vorbei, aber ich ignorierte sie für den Moment. Mein Blick wanderte über an mir nach unten, aber ich kam nicht weit: Fetzen aus Leinen auf meiner Brust versperrten mir den Weg, sie bedeckten zwei merkwürdige Höcker, die fast wie Brüste aussahen. Was zum Henker war bloß passiert? „Hallo?“ versuchte ich zu rufen, aber es war mehr ein Krächzen als ein Ruf, und meine Stimme hörte sich seltsam hoch und piepsig an. Zumindest hatte mich jemand bemerkt, denn aus dem Schatten kam eine Gestalt auf mich zu und ich atmete auf, es war Volker. „Hallo, Lady, bist Du endlich aufgewacht?“ Er lachte mir zu, als er das sagte. „Mach keinen Quatsch, was ist mit mir los?“ schimpfte ich, und diesmal klang meine Stimme etwas deutlicher – verdammt, das war doch nicht meine Stimme, ich hörte mich ja wie eine Frau an! Volker stutzte kurz, dann kam er zu meinem Lager und meinte spöttisch: „Vielleicht sollte ich Dir mal aufhelfen und Dich zu einem Spiegel bringen, dann reden wir über den Quatsch noch mal.“ Er beugte sich mir und nahm meine Hände. Als er sie an meinem Gesicht vorbei führte, war ich geschockt: ich hatte lange, feine Finger mit gepflegten Nägeln, aber so hatten meine Hände noch nie ausgesehen! Volker zog mich langsam hoch und stellte mich auf meine Füße. Als ich von dem Fell rutschte, das auf einem langen Tisch ausgebreitet war, stellte sich ein unbekannter Druck auf meiner Brust ein, etwas zog nach unten. Ich blickte nach unten, die beiden Höcker waren immer noch da und unter dem Leinenstreifen verborgen, war das mal meine Jacke gewesen? Und wieso fühlten sich meine Beine so nackt an? Da war keine Hose mehr, dafür sah es so aus, als trüge ich einen Wickelrock, der mir gerade bis zu den Knien reichte. Meine Beine konnte ich nicht richtig sehen, aber sie fühlten sich komisch an, so…schmal und dünn; als ich sie kurz aneinander rieb, fühlte ich keine Haare, von denen ich normalerweise genug an den Schienbeinen hatte. Mir brach der Schweiß auf der Stirn aus, was sollte das alles bedeuten? Ich schloss die Augen, wieder mit diesem eigenartigen Gefühl der Wimpern, und ließ mich von Volker führen. Er ging mit mir ein paar Schritte nach links, die aber schon ausreichten, um mich total durcheinander zu bringen, weil ich in dem rockähnlichen Teil keine großen Schritte machen konnte. Ich stolperte vorwärts, bis wir Halt machten. „Jetzt kuck Dich mal an, Süße, hier ist ein Spiegel“, hörte ich ihn sagen. Ich zögerte einen Moment, dann schlug ich die Augen auf – und wäre um ein Haar vor Entsetzen umgekippt, wenn Volker mich nicht aufgefangen hätte: mein Spiegelbild zeigte eine junge Frau, halbnackt, nur mit ein paar Leinenfetzen bekleidet, mit fuchsroten, schulterlangen Haaren, langen, schlanken Beinen und weit aufgerissenen Augen. ICH war das! Aber das konnte nicht ICH sein! Das war doch völlig unmöglich! Mir kamen die Tränen, ich stützte mich gegen Volker und schluchzte ihn zu: „Was ist passiert? Was ist mit mir los? Hilf mir!“ Mein Begleiter streichelte mir übers Haar, was mir ein bislang unbekanntes, wohliges Gefühl bescherte und mich zwar nicht richtig beruhigte, aber zumindest mein Heulen etwas eindämmte. Er hielt mich in seinen Armen und zeigte sich als Beschützer, war mir half, mich langsam zu fassen. So musste sich eine Frau fühlen, wenn sie einen Mann brauchte, der an ihrer Seite war. Eigentlich kein so schlechtes Gefühl, daran konnte ich mich fast gewöhnen…Aber jetzt musste ich erst einmal wissen, was mit mir war. Wie konnte das sein, dass mich eine Frau aus dem Spiegel anstarrte? Ich fragte Volker noch einmal, er antwortete nicht gleich, sondern überlegte kurz. Dann sagte er: „Ariane, ich denke, das dürfte jetzt Dein Name sein, Du bist in den Zauber des Schamanen geraten. Weißt Du noch, als der Häuptling gesagt hat, in Dir würde eine Frau stecken, die raus müsste? Offensichtlich ist die Frau jetzt zum Vorschein gekommen. Du hast Dich in das Ritual des Zauberers geschmissen, als er das Mädchen verwandeln wollte. Der Stamm hat zu wenig Jungen und der Zauberer scheint die Macht zu haben, Geschlechter zu verwandeln. Du bist ihm in die Quere gekommen, und dafür hat er Dich bestraft.“ „Das ist doch verrückt“, schluchzte ich wieder, und noch einmal wunderte ich mich über die ungewohnte Stimme, die ein wenig rauchig, aber doch sehr feminin und sexy klang. Ich blickte wieder in den Spiegel und konnte mir nicht helfen: von so einer Figur und solchen weiblichen Reizen hätten die meisten Frauen sicher geträumt und als Mann hätte ich mich vom Fleck weg in dieses Wesen verliebt – wäre ich es nicht selbst gewesen! Ich konnte einfach nicht fassen, was mit mir geschah, wie sollte es denn weiter gehen? Eine Antwort konnte mir ja vielleicht der Schamane geben, der in diesem Moment die Hütte betrat. Ich vergaß meine Verzweiflung und wollte mich wie eine Furie auf ihn stürzen. Zwei Schritte weit kam ich, dann – lag ich auf dem Boden. Mit einem Rock zu laufen war ich eben nicht gewohnt! Prompt kamen mir wieder die Tränen: in meinen geheimen Träumen hatte ich mir ab und zu vorgestellt, eine Frau zu sein, weil das Leben doch dann viel aufregender und erotischer sein müsste, aber jetzt, da ich der Blickfang eines jeden Mannes war, wünschte ich mir sehnlichst den Idioten zurück, den Michaela vor die Tür gesetzt hatte. Der Zauberer stand neben mir, er murmelte ein paar Worte, die ziemlich verächtlich klangen. Volker verschwand aus der Hütte und kam gleich darauf zurück, während sich der Alte in den dunklen Teil der Hütte zurückzog. „Ich habe mir erklären lassen, was der Schamane gerade gesagt hat. Er hat die Frau in Dir befreit, sie kann jetzt nicht mehr in Dich zurückkehren, Du bleibst für den Rest Deines Lebens eine Frau. Sorry, Ariane.“ Ein neuer Weinkrampf schüttelte mich, der meinen Kopf scheinbar frei schwemmte: ich würde als Ariane nach Deutschland fliegen! Beruf, Freizeit, Freunde, das alles konnte ich komplett vergessen! Und Michaela – die würde sicher nicht zu einer Lesbe mutieren und mit mir zusammenleben wollen! Volker sah meine Verzweiflung und nahm mich zum Trost in den Arm: „Ich helfe Dir, versprochen! Schließlich hab ich Dich hergeschleppt! Und außerdem…“ „Was außerdem?“ „Dein Körper hat sich verwandelt, während Du in diesem…Zustand warst, und mit jeder Minute bist Du weiblicher und schöner geworden, ich glaube, ich habe mich auf Anhieb in Dich verknallt!“ Die letzten Worte flüsterte er nur noch und war mit seinem Gesicht ganz nah bei meinem. Ehe ich darüber nachdenken konnte, hatte er seine Lippen auf meine gelegt und küsste mich. Ein Männerkuss war einmal das Furchtbarste auf der Welt für mich gewesen, aber jetzt, keine Stunde nach dem Erwachen von Ariane, schmeckte es plötzlich nach mehr, verführerisch, herb – meine Zunge entwickelte ein Eigenleben und schob sich in seinen Mund, meine Arme legten sich um seinen Körper, ich genoss wie eine echte Frau die Berührung eines Männerkörpers, meine Brustwarzen drückten sich gegen seine Brust, jede kleinste Bewegung elektrisierte mich. Mit einem Schlag oder besser mit einem Kuss wusste ich, dass dieses Leben als Ariane doch nicht nur seine Vorzüge hatte, sondern das war, was ich in meinem Innern schon immer hatte leben wollen. Der Kuss schien kein Ende zu nehmen, Gott sei Dank, aber leider ließ mich Volker doch einmal los. „Wir müssen uns jetzt darum kümmern, wie wir Dich zurück ins Hotel bringen, Liebling, und wie wir den anderen Deine Anwesenheit erklären. Wir bräuchten einen neuen Mann, der Deinen Platz einnimmt. Auf das Aussehen achtet doch heute kein Mensch, die Leute wissen gar nicht, mit wem sie verreisen.“ „Du wirst sicher eine Lösung finden“, antwortete ich ihm mit einem treuherzigen Augenaufschlag – das fühlte sich schon alles so natürlich an! „Ein neuer Mann, hmm…“ Volker verließ mich und ging zu dem Guide, der inzwischen im Eingang stand und mich mit den Augen fast auffraß. Er sagte zu ihm, er sollte mit zu dem Schamanen kommen und übersetzen. Die beiden liefen in den hinteren Teil der Hütte und sprachen leise mit dem Alten. Das Gemurmel ebbte auf und ab, nach gut fünf Minuten kam Volker zu mir, er hatte ein Grinsen auf den Lippen: „Ich glaube, wir haben eine Lösung für Dein Problem.“ „Was denn, kann ich wieder ein Mann werden??“ „Das nicht, aber wir finden einen neuen Mann, Du wirst schon sehen. Jetzt fahren wir erstmal zurück ins Hotel.“ Wir gingen zu unserem Jeep und ließen uns zum Hotel kutschieren, während der Fahrt löcherte ich Volker, weil ich wissen wollte, was er vorhatte, aber er drückte mir jedes Mal einen Kuss auf und brachte mich so clever zum Schweigen. Im Hotel selbst war nichts mehr los, der Portier schlief fast und so kamen wir ungesehen in Volkers Zimmer. Dort sollte ich erst einmal bleiben, erklärte er mir, er würde sich um alles kümmern. „Süße, Du wirst bald alles verstehen und es wird Dir gut gehen, glaub mir!“ „Ich glaube Dir, mein Geliebter, und verstecke mich ganz brav in Deinem Zimmer, bis Du wieder da bist.“ „Ich bin gleich zurück und muss dann noch einmal weg, danach wird alles geregelt sein.“ Nach einem langen, intensiven Kuss ging Volker aus dem Zimmer, tauchte aber keine zehn Minuten danach wieder auf, mit einem Koffer in den Händen – Michaelas Koffer! „Wo hast Du den her, was ist mit Michaela?“ fragte ich baff. „Ich erkläre Dir alles später, nimm jetzt die Sachen aus dem Koffer, um Dich zu versorgen, ihr habt in etwa die gleiche Figur.“ Plötzlich war wieder alles verrückt, was in dieser Nacht geschehen war, und ich heulte erneut: „Lass mich nicht allein, ich habe Angst hier!“ „Ich bin bald wieder da, lenk Dich bis dahin doch mit dem Kofferinhalt ab.“ Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer, warf mir vorher aber noch eine Kusshand und ein Zwinkern zu. Da saß ich nun, in einem Körper, den ich sehr sinnlich und attraktiv fand, an den ich mich aber noch gewöhnen musste. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit einem Finger Locken in meine roten Haare drehte. Sie fielen mir immer wieder ins Gesicht, da musste ich etwas tun. Michaela hatte doch Haargummis in ihrem Köfferchen, ich machte mich auf die Suche und wurde auch fündig, mit einem Haarreif bändigte ich die Strähnen. Fasziniert blickte ich in das Köfferchen – was da alles zum Werkzeug einer Frau gehörte! Lippenstift, Eyeliner, Nagellack, Parfum und so weiter. Das sollte ich ab jetzt alles brauchen? Bisher hatte ich höchstens regelmäßig ein Deo benutzt, das war meine ganze Schönheitspflege. Aber es half wohl alles nichts, ich musste die Benutzung von Make-up lernen. Der Lippenstift schien am einfachsten zu sein, also ging ich mit dem Köfferchen unter dem Arm ins Bad.
So locker, wie das meinen Freundinnen und Bettgespielinnen immer von der Hand ging, war das Auftragen des Make-ups leider nicht. Gleich eine ganze Reihe Handtücher mussten dran glauben, um alle Schäden wieder wegzuwischen, die jeweils völlig verwässerte Farbe klebte in allen Schattierungen am Stoff. Nach bestimmt einer Stunde hatte ich es wenigstens soweit gebracht, dass ein Mann mich nicht gleich als totale Anfängerin entlarvt hätte, einer Frau wollte ich so schnell sowieso nicht unter die Augen kommen. Bei der Kleidung rechnete ich mir schon mehr Chancen aus. Ich ließ Michaelas Koffer aufschnappen – ja, da würde ich was finden! Ich ließ den Bademantel des Hotels auf den Boden gleiten und beugte mich über den Koffer. Meine Brüste versperrten mir die Sicht, aber zum ersten Mal störte es mich nicht, im Gegenteil, ich bewunderte mich und meinen neuen Körper. „Ich bin so froh, dass ich ein Mädchen bin“, der alte Hit kam mir in den Sinn, ja, das passte zu mir, zu Ariane! Ich wollte als Frau begehrt und verführt und genommen werden, dazu musste die richtige Kleidung her, denn für jetzt gab es nur einen, zu dem ich wollte: Volker! Er musste bald wieder da sein, so wie er sich ausgedrückt hatte, also Beeilung! Ich suchte dunkle Dessous aus, eine weiße Bluse und einen dunkelroten Minirock, den ich an Michaela immer bewundert hatte, weil er ihr genial stand. Im Koffer lagen auch ihre Riemchensandalen, die ich anzog, alles andere wäre viel zu warm gewesen, wir waren schließlich in Afrika! Noch etwas die Haare wieder richten, dann platzierte ich mich am Rand des Bettes: Beine übereinander, Augenaufschlag üben,…, wahrscheinlich lachte sich jede Frau tot über mich, aber das würde schon noch kommen. Hauptsache, ich würde ihm gefallen.
Die Zeiger der Uhr rückten immer weiter vor, wo blieb Volker bloß? Es sollte doch nur eine Kleinigkeit sein. Da, endlich hörte ich Schritte auf dem Gang. Zwei Leute kamen näher, komisch, zwei? Keine Zeit zum Nachdenken, denn die Tür öffnete sich. Volker steckte den Kopf herein, er wirkte abgekämpft, aber lächelte mir zu: „Wow, Du siehst genial aus, Ariane. Komm her, ich muss Dich küssen.“ Er stand völlig schief und hielt etwas, was ich nicht sehen konnte. Ich stolperte in den ungewohnten Schuhen zu ihm hin und küsste ihn tief und innig. Dann wollte ich Volker umarmen, doch das ging nicht, denn jetzt bemerkte ich, dass er einen Mann im Arm hielt, der ganz schlapp wirkte. Volker war nur einen saufen und brachte seinen Kumpan jetzt einfach mit??? „Es ist nicht, was Du jetzt glaubst“, schnaufte er, „lass mich bitte rein, dann siehst Du, was das alles zu bedeuten hat.“ Ich trat von der Tür weg und ließ die beiden herein. Der junge Mann in Volkers Arm hatte etwa mein Alter, kurze, schwarze Haare und war nicht dick oder dünn. Er kam mir entfernt bekannt vor, aber ich wusste nicht, woher. Volker legte ihn aufs Bett, der Kerl trug eine Jeans und ein helles Hemd, beide Sachen waren reichlich staubig. Er stöhnte leise, als ob er Schmerzen hätte und bewegte sich auf dem Bett. „Als hätte er Alpträume,“ meinte ich, und genau in diesem Moment riss er ganz kurz die Augen auf. Ich sprang einen Schritt zurück: das waren Michaelas Augen! Mir dämmerte etwas, entsetzt drehte ich mich zu Volker um: „ist das…ist das…?“ „Das ist Michael, jedenfalls seit ungefähr einer Stunde. Der Alte hat seinen Zauber noch einmal angewandt. Frag nicht weiter, aber ER ist jetzt ein Mann, so wie DU eine Frau bist und bleiben wirst, und ER ist Deine Chance, hier weg zu kommen. Er wird gleich aufwachen, hilf mir dann bitte.“ Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber ich war auch zu verwirrt, um zu widersprechen. Ich blickte Michael nur erstaunt an, eigentlich sah er als Mann fast noch besser und echter aus als Michaela als Frau. Weil mir klar war, was er durchmachen würde nach dem Aufwachen, streichelte ich ihm sanft über die Wange. Sein Gesicht entspannte sich einen Augenblick lang, dann öffnete er langsam die Augen. „Was…ist…los?“ krächzte er und ich konnte erkennen, dass er genauso erschrak über seine neue Stimme, wie es mir passiert war. „Was habt ihr mit mir gemacht?“ presste er heraus, dann stand Volker schon neben uns und hielt seine Hände fest, bevor Michael auf jemanden losgehen konnte. „Ganz ruhig, das hat alles seinen Sinn. Du hörst jetzt genau zu, was ich Dir und Ariane erkläre, dann sind wir schon weiter.“ Er wandte sich zu mir: „Der Schamane hat mir gesagt, dass auch in Michaela ein Mann steckt, der heraus muss, deswegen hat er sie verwandelt, es wäre besser so. Jetzt haben wir wieder ein Paar, und mit etwas Styling für die Passkontrolle kriegen wir euch auch ins Flugzeug. Zuhause könnt ihr dann eure neuen Leben üben.“ Michael wollte hochfahren, aber Volker hielt ihn zurück: „Es gibt keine andere Chance, es sei denn, Du wollst als kleiner Callboy hier versauern, die Touristen werden sich freuen. Auf welchen Pass willst Du denn hier weg?“ Michael zögerte, und das nutzte Volker: „Wir machen es so, drei Tage haben wir Zeit, dann müssen wir weg, bis dahin macht ihr euch gegenseitig als Adrian und Michaela zurecht, dann wird geflogen.“ Volker beugte sich zu mir: „Auf Dich habe ich natürlich noch selbst ein Auge, meine Süße.“ Er küsste mich noch einmal und ließ uns dann alleine, Sachen besorgen, wie er sagte. Michael und ich saßen auf dem Bett und schwiegen; er betrachtete sich und konnte offensichtlich seinen neuen Körper nicht fassen und stand unter Schock. Ich wollte ihm helfen, aber jede Berührung lehnte er ab. Erst nach einer halben Stunde, als es schon hell wurde, konnte er reden. Wir erzählten uns gegenseitig, was mit uns in dieser Nacht passiert war, und am Ende lagen wir uns in den Armen, wie es schon seit Wochen nicht mehr der Fall gewesen war. Doch von Liebe war keine Spur mehr, es fühlte sich nach Freunden an, die sich jetzt helfen mussten, weil sie sonst nicht weiterkamen.
Der Rest meiner Geschichte ist schnell erzählt: Michael und ich tauschten Koffer, wir gaben uns drei Tage Unterricht, wie man sich im anderen Geschlecht zu benehmen hat, um nicht aufzufallen. Nachts schlief ich bei und mit Volker, während Michael alleine blieb. Wir kamen glücklich in den Flieger, zuhause ging unser Unterricht weiter, bis wir nach vier Wochen alltagstauglich waren. Ich lebe jetzt bei Volker, meinem Liebhaber, und bin glücklich, eine Frau zu sein…dem Schamanen sei Dank!
Aller Anfang ist ...puh...
Tja, da bin ich also, habe spontan beschlossen, einen Blog mit meinen TG-Phantasien aufzumachen und taste mich jetzt mal ran. Ich fange vielleicht am besten mit einer meiner Geschichten an, die ich mir im Lauf der Zeit ausgedacht habe, und dann - mal sehen, was sich so alles in meinem Fundus findet.
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